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The International Society for Military Ethics in Europe
Leadership. Ethics. Service.

 new years eve 2020 in budapest

 

Thomas

Der Präsident                                         am 4. Januar 2022

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                                                Liebe Freunde,

 

Wir alle haben ein weiteres turbulentes Jahr hinter uns. Letztes Jahr habe ich sowohl in der Hoffnung als eigentlich auch in der Erwartung geschrieben, dass das Schlimmste der Covid-19-Pandemie hinter uns liegen könnte und wir 2021 zu so etwas wie zur Normalität zurückkehren könnten. Leider war dies nicht der Fall.

Das Virus hat die Wirtschaft und die Ausbildung einer ganzen Generation von Schülern jeden Alters durcheinander gebracht. Am schlimmsten ist, dass Millionen von Menschen erkrankt sind und leider viele davon an der Krankheit verstorben sind. Wir sollten den Wissenschaftlern dankbar sein, welche Impfstoffe entwickelt haben, um die schlimmsten Auswirkungen der Krankheit zu mildern, und ebenso den Millionen von Menschen, die sich eingesetzt haben haben, Erkrankte zu behandeln oder in Impfzentren Impfstoffe zu verabreichen.

Im Zusammenhang mit der weiter anhaltenden Pandemie sind die Auswirkungen auf unseren Verein gering, dennoch mussten wir mit neuen Grenzen umgehen und nach neuen Lösungen suchen. Unsere Jahrestagung 2021 musste virtuell durchgeführt werden und dabei stellten wir fest, dass diese vermeintlich „einfache“ Lösung eine ziemliche Herausforderung darstellte. Allen, die in irgendeiner Form mitgewirkt haben, bin ich sehr dankbar, dass wir uns so zumindest alle treffen konnten, wenn auch nur in der digitalen Welt.

Es gibt zwei weitere Ereignisse, die eine Erwähnung in dieser Botschaft erfordern. Das erste ist der Abzug der Streitkräfte des westlichen Bündnisses aus Afghanistan im August. Dieses Ereignis und die Folgen, die sich jetzt in Afghanistan entwickeln, werden Militärethiker (und viele andere) für die kommenden Jahre zu vertieften Studien und zu intensiven Diskussionen anregen. Die Art des Rückzugs war chaotisch und überstürzt. Aber das war nur der letzte Akt eines langen Militäreinsatzes, der als Jagd auf Osama Bin Laden begann und der mit dem Wiederaufbau Afghanistans hin zu einem demokratischen und friedlichen Staat enden sollte.

Vielleicht ist die wichtigste Lehre aus Afghanistan, dass es unrealistisch ist, davon auszugehen, dass „Schutzverantwortung“ gleichbedeutend ist mit dem Anspruch, eine Nation mit uralter eigener Geschichte und Kultur in ein Spiegelbild dessen umzugestalten, was wir im Westen für eine stabile und wirtschaftlich lebensfähige Demokratie halten. Nach dem Irak und nach Afghanistan haben wir vielleicht den Kulminationspunkt dieser Art humanitärer Interventionen überschritten, die über die rein humanitäre Aufgabe hinausgeht und die Grenze des kulturellen Kolonialismus überschreitet.

Der zweite Punkt, den ich erwähnen möchte, ist, dass der Vorstand 10 Jahre nach der Gründung von Euro-ISME eine grundlegende Überprüfung unserer Ziele und Strategie eingeleitet hat. Wir führen diese Überprüfung in enger Zusammenarbeit mit der Stiftung durch, die unser Hauptsponsor ist. Es ist gut, dass wir das tun, denn in den zehn Jahren seit unserer Gründung hat sich in der Welt viel verändert und wir sind auch als Verein gereift.

Die Überprüfung hat gerade erst begonnen und wird sich voraussichtlich bis weit ins Jahr 2022 hinein erstrecken. Daher liegen jetzt noch keine Erkenntnisse vor, die ich mit Ihnen teilen könnte. Ich kann Ihnen jedoch einige persönliche Gedanken mitteilen, die den Ergebnissen der Überprüfung nicht vorgreifen sollen und die keineswegs die Ansichten des gesamten Vorstands widerspiegeln.

Als Verein sind wir gut aufgestellt, für Militärethiker einen "Hort" zu schaffen, um sich zu treffen und auszutauschen. Ich kenne keine andere Organisation, die etwas ähnliches macht. Die Früchte unserer Arbeit zeigen sich nicht nur (zum Beispiel) in der von uns herausgegebenen wissenschaftlichen Bücherreihe, sondern vielleicht weniger sichtbar in der Pflege und dem Austausch von Ideen, die das ganze Jahr über zwischen Ihnen allen stattfinden.

Militärethik wird immer im Mittelpunkt unseres Handelns stehen. Aber vielleicht müssen wir unser gemeinsames Verständnis davon erweitern, was Militärethik in einem zunehmend vernetzten Wortsinn bedeutet. Und mit „vernetzt“ meine ich nicht nur, wie wir kommunizieren oder reisen. Militärethik ist untrennbar mit guter Regierungsführung verbunden. Es gibt unzählige Beispiele, in denen schlechte Regierungsführung und militärische Übergriffe Hand in Hand gehen. Aber die Militärethik ist auch mit einigen der anderen großen Themen unserer Zeit verbunden, wie dem Klimawandel, der Gleichstellung der Geschlechter und der politischen Glaubwürdigkeit. Möglicherweise müssen wir ernsthaft darüber nachdenken, wie unser Fachwissen und unsere Expertise effektiver in diese und andere Themenbereiche integriert werden können.

Als Verein sind wir unserem ursprünglichen Ziel treu geblieben, ein Forum für alle zu bieten, die zu diesem Thema etwas zu sagen haben. Damit sind wir zu einem großartigen Marktplatz für Analyse und Austausch geworden. Wir haben uns jedoch weitgehend zurückgehalten, mit unserer eigenen Stimme zu werben, um unsere Unabhängigkeit und Neutralität zu wahren. Wir werden prüfen müssen, ob wir an dieser Strategie festhalten sollten oder ob es jetzt an der Zeit ist, deutlicher mit unserer eigenen Stimme zu sprechen.

Wie ich bereits erwähnt habe, sind dies nur persönliche Ansichten. Im Laufe der Revision werde ich alle unsere Mitglieder über unsere neuen Erkenntnisse auf dem Laufenden  halten. Wie viele von Ihnen sicherlich bereits festgestellt haben, führt diese Botschaft direkt  zum Thema unserer bevorstehenden 11. Jahrestagung in Budapest.  Ich hoffe inständig, dass viele von Ihnen persönlich der Tagung beiwohnen und zu unseren Debatten beitragen können.

Abschließend wünsche ich Ihnen allen ein frohes und gesundes neues Jahr und freue mich darauf, möglichst viele von Ihnen im nächsten Mai in Budapest zu sehen.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr John Thomas

Das hochaktuelle Tagungsthema lautet :

Hält die Militärethik mit dem sich wandelnden Charakter der Kriegsführung Schritt?

 

Der prestigeträchtige Veranstaltungsort: Ludovika Universität, Budapest, Ungarn

Die Veranstaltungsdaten : 18.-22. Mai 2022

Ihre Beiträge werden bis zum Einsendeschluss 1. Februar 2022 gerne entgegengenommen.

Laden Sie jetzt hier den Call for Papers herunter!

 

Bleiben Sie gesund und unterstützen Sie uns weiter wie bisher...

 

 

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